21.04.2013   Powered by Emotion

1. Dorfkonferenz

"Das ist ja mutig", meinte die Lokalreporterin, als ich um 17.30 in der Gaststätte auftauchte. "Eine Veranstaltung sonntags, dann noch abends, dann noch 18 Uhr. Mal seh'n, ob da wer kommt."

Es fehlte dann an Stühlen.
Die freundlich auffordernde Atmosphäre der Anwesenden machte mich durchaus etwas nervös. Während der zurückliegenden sechs Wochen war eine in mir Sammlung entstanden, die das Gesehen und Wahrgenommen zu einer Idee verdichtete. Als eine Art Überbrückungsversuch zwischen Blankensee und Pampow wollte ich nun vorschlagen, die 3km lange Straße zwischen den Ortsteilen mit Zitaten aus den Lebensgeschichten der BewohnerInnen zu beschreiben. Auf dem schütteren Asphalt sollte ein Gedicht entstehen, lesbar für jeden der dieses Weges ging oder kam. Mit dem Schriftband würde zudem etwas von der Geschichte der Menschen dieses Ortes für Gäste und Touristen erfahrbar werden. Ich fand es wert, diese Geschichten als Stolperworte und singende Sätze aus den Wohnzimmern auf die Straße zu tragen.

Nach zweieinhalb Stunden war mir nach Schnaps zumute. Die Idee war aufgenommen, befragt und diskutiert worden. Per Handheben wurde der Entwurf zur Umsetzung verabschiedet.
In aller Stille fing ich an zu rechnen, wie sich das Vorhaben von 2000m Straße als Volksdichtung in den verbleibenden 130 Tagen überhaupt realisieren ließ.

Haben Sie einen Plan B? war die letzte Frage aus der versammelten Gemeinde gewesen. Nein, hatte ich geantwortet, ich arbeite nie mit Plan B.