08.05.2013   Gründung der Kunstgemeinde Pampsee KunstKiosk Sonnenschirmgruppe Powered by Emotion

2. Dorfkonferenz: Leserstammtisch & Kunstbürgertreffen

Die Straße führt zum Platz, aber muss das gleich 20'000.-€ kosten?*

Ein gemütlicher Abend fühlt sich anders an. Das Dorf war in gereizter Stimmung. Die Findung eines geeigneten Standortes für einen zusätzlichen Sendemast, der den Bewohnern den ersehnten Anschluss ans Mobilnetz gewährleisten würde, gestaltete sich schwierig. Es würde also noch dauern, bis man zum mobilen Telefonieren nicht mehr den Friedhof in Blankensee aufsuchen musste um dort in Totenstarre zu verfallen, um die delikate Verbindung zum Gesprächspartner nicht zu gefährden. Alternativ war es mir auch möglich, bei waghalsigen Verrenkungen mit dem Oberkörper aus dem Küchenfenster Richtung Polen hängend, jeglicher Intimität des Zwiegesprächs abschwörend mit kaum verhaltenem Schreien die Nachbarn hemmungslos in die Kommunikation mit einzubeziehen.

Dazu kam das Szenario einer Windkraftanlage innerhalb der Gemarkung der Gemeinde, welche als Albtraum für die einen und potentielle Einnahmequelle für die andern zu Frontenbildung führte hinter deren Gefechtslinie sich die Bewohner geharnischt gegenüberstanden.

Die Pasewalker Zeitung und ich hatten uns für eine gemeinsame Gestaltung dieses Abends entschieden. Zu meiner Überraschung schien sich der Chefreporter aber das RTL-Sendeformat explosiv zum Vorbild für die Veranstaltung gemacht zu haben. Vielleicht sah er sich auch in der Rolle des Toreros, der die Volksseele nun noch abschließend mit der Frage nach dem Sinn und Wert von Kunst reizen wollte, bevor er mir die Bühne überließ.

Es gibt eine Reihe von Situationen in meinem Leben, die ich als diffizil bezeichnen würde. Dieser Abend gehörte dazu. Nach dem die Gemüter der Anwesenden durch den ersten Teil einigermaßen erhitzt waren, hatte ich nun vor, zur Gründung einer Kunstgemeinde zu schreiten, wohl bewusst, dass dieser Akt möglicherweise nicht zur Beruhigung der Dorfseele beitragen würde.

Die künftige Kunstgemeinde sollte sich in drei Gremien organisieren: einer Tourismusgruppe, der weltweit ersten Sonnenschirmgruppe und einer Holzbrigade.
Die Gesichter der Anwesenden spiegelten Skespis, im besten Falle Überraschung. Die Abstimmung über den künftigen Namen der Kunstgemeinde musste dreimal wiederholt werden. Karl-Heinz tanzte mit provisorischen Ortsschildern als Nummerngirl über die Bühne der Dorfgaststätte. Im dritten Wahlgang war die Entscheidung zugunsten von PAMPSEE gefallen. Gegenstimmen, Enthaltungen und offene Androhungen des Boykottes ließen die Stimmung nicht allzu feierlich erscheinen. Eine gewisses Unbehagen, dachte ich mir, gehört halt zur Kunst dazu.

Ich beschloss mir einen Vorrat an Johannis- und Haferkraut, Melisse und Orangenblüte anzulegen. Und ab und zu an einer Taigawurzel zu knabbern.

 

* Fördersumme, die den drei ausgewählten Künstlern von der Stiftung Deutsche Kulturlandschafft mit dem Projektstipendium "Kunst fürs Dorf-Dörfer für Kunst" zur Verfügung gestellt wird. Der Betrag umfasst sowohl Honorar-, als auch Produktionskosten.