13.04.2013   Powered by Emotion

Es war einmal eine lange lange lange Straße,

und auf dieser Straße marschierte eine Ziege. Sie marschierte auf der langen langen langen langen Straße.

Fuhr oder ging ich die drei Kilometer von Blankensee nach Pampow, bzw. umgekehrt, dachte ich oft an dieses Märchen, dessen Name und Autor ich nicht kenne. Mein Vater unterhielt uns Kinder mit dieser Geschichte regelmäßig beim Autofahren und vorzugsweise, wenn wir in Stau gerieten und von der Vorfreude auf Ferien in Italien innerfamiliär kaum mehr etwas zu spüren war.
Das Märchen war nicht von dramaturgischer Raffinesse: Die Straße wurde einfach nur mit jedem Satz länger und die Ziege marschierte immer weiter. Sonst passierte nichts, zumindest nichts, was mir in Erinnerung blieb.

Das muss also die Straße sein, auf der diese Ziege marschiert ist, dachte ich. Manchmal glaubte ich auch unter dem Ostwind den Gesang der Mundharmonika aus „Spiel mir das Lied vom Tod“ zu hören. War ich mit Auto unterwegs ließ ich Jonny Cashs Desperado von den "Highs and Lows" des Lebens singen.

Ich hatte nie die Empfindung, dass die Straße die beiden Dörfer der Gemeinde verbindet. Es war vielmehr das Gefühl, Brachland überwinden zu müssen, um zu dem anderen Ort zu gelangen.